Als der 51-jährige Eisenhüttenstädter Routinier Gerd Stoll im Stile eines Iker Romero die Trebbiner Abwehr zweimal in Folge auseinandernahm, wurden die Motivations-Unterschiede im Verbandsligaspiel der SC-Sieben bei der BSG Stahl deutlich sichtbar. Ein lustloser Auftritt der Clauertstädter besiegelte die schmerzhafte 24:33-Auswärtsniederlage. „Letztendlich hatte heute keiner Lust auf Handballspielen“ beschrieb das resignierte Trainerehepaar Griebsch den Auftritt ihrer Mannschaft, „es ist schade um den weiten Weg hierher.“
Die Voraussetzungen für die Partie beim Tabellenelften waren eigentlich gut: So mussten die Hausherren ohne ihren verletzten Shooter Sandro Fabian antreten, außerdem verstärkte Maik Wettengel wieder den dünn besetzten SC-Rückraum. Das Spiel bei den Stahlstädtern sollte „nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, lautete die Kabinenansprache der SC-Trainer – mit effizienten Gegenstoßbewegungen wollten die Trebbiner die traditionell harte Abwehr der Hausherren knacken. Doch bereits in den Anfangsminuten schlichen sich die Fehlwürfe der eigentlich abgehakten Angriffskrise wieder ein. Fehlerhafte Abspiele der Stahlsieben verhinderten aber einen frühen Rückstand, die Partie entwickelte sich bis zum 11:10 nach zwanzig Minuten ausgeglichen.
Was dann folgte, waren zehn torlose Minuten der Clauertstädter und eine dementsprechend deutliche 16:10-Halbzeitführung für die BSG Stahl. Immer wieder scheiterten die Trebbiner am starken Stahl-Torhüter Veit Pschebezin, außerdem kamen die BSG-Kreisläufer im Rücken der unaufmerksamen SC-Abwehr ein ums andere Mal leicht zum Torerfolg. „Sie haben uns ausgespielt, hatten einen überragenden Torhüter und waren in allen Belagen überlegen“ konstatierte Trainer Dirk Griebsch nach dem Spiel den Auftritt seiner Mannschaft, „im Gegensatz zu uns haben die Eisenhüttenstädter eine aggressive Deckung mit Siegeswillen gezeigt.“
Denn auch im zweiten Spielabschnitt sollten sich die Clauertstädter nicht mehr herankämpfen können. Zwar hielt zu Beginn der zweiten Hälfte SC-Topscorer Benjamin Stollin (10/5 Tore) mit fünf Toren in Folge den 6-Tore-Abstand zumindest konstant, aber eine Aufholjagd war nicht mehr möglich. Nach einer Dreiviertelstunde lag die Stahlsieben bereits mit 25:16 in Front, auch bis zum Ende schmolz dieser Vorsprung nicht mehr. Beim Stand von 33:24 pfiffen die schwach agierenden Gubener Unparteiischen das Spiel ab. „Es war abartig, wie Eisenhüttenstadt austeilen konnte“ kommentierten die Trebbiner Betreuer die Leistung der Schiedsrichter, „trotzdem können wir das gar nicht darauf schieben.“
Durch die fünfte Saisonniederlage liegt die SC-Sieben nach Minuspunkten wieder hinter dem HC Spreewald auf Platz 4. „Was mich am meisten geärgert hat, war die fehlende Körpersprache“ nannte Trainerin Grit Griebsch den Hauptgrund für die herbe Pleite beim Abstiegskandidaten, „keiner hatte heute Lust auf Eisenhüttenstadt.“ In den nächsten Spielen und vor allem zum nächsten Heimspiel gegen Blau-Weiss-Dahlewitz in zwei Wochen muss eine Leistungssteigerung her. „Vielleicht hätten wir mehr durchwechseln sollen“ zeigte sich Dirk Griebsch selbstkritisch, „aber wir müssen das jetzt abhaken.“ Die Stahlstädter verschaffen sich im ungemein spannenden Abstiegskampf wieder ein wenig Luft, während an der Spitze Ahrensdorf/Schenkenhorst im Heimspiel gegen Calau Punkte liegen ließ und nun mit zwei Zählern Rückstand auf den HSV Wildau in die letzten vier Saisonspiele geht.
Es spielten: Schulze, Hofmann; Kahle (3), Wagner (4), Müller, Pfaender (4), Stollin (10/5), Hager, Kroop (2), Wettengel, Hartmann, Polke (1)
Autor(en): Fabian Stollin