Dramaturgisches Déjà-Vu

Manch einer der 200 Zuschauer im Trebbiner Sportkomplex wird sich an die Heimpartie zuvor gegen Blau-Weiß Dahlewitz erinnert haben: Abermals verspielten die Clauertstädter eine Sechs-Tore-Führung, wieder glitten den Hausherren in den Schlusssekunden die sicher geglaubten Punkte aus der Hand. „Aber man kann das mit dem Dahlewitzspiel nicht vergleichen“ erklärte SC-Trainer Dirk Griebsch, „denn damals haben wir schlecht gespielt, aber heute nicht.“ Mit 34:35 unterlagen die Trebbiner im letzten Saisonspiel dem bereits zuvor als Staffelsieger feststehenden HSV Wildau, der somit eine verlustpunktfreie Rückrunde spielte.

Die Motivation war hoch bei den Gastgebern, nach dem guten Auswärtsspiel in Cottbus vor einer Woche wollten die Trebbiner nun auch Wildau zum ersten Mal in der Verbandsliga bezwingen. Doch dass die Gästesieben ebenso engagiert an die Partie herangehen würde, war spätestens in den Anfangsminuten klar: Die wurfstarken HSV-Angreifer um den oberligaerfahrenen Sebastian Kroll wurden gut in Szene gesetzt, Wildau ging mit 6:4 in Führung. Die lautstark trommelnden, eigens mit einem Bus angereisten Gästefans quittierten das mit lautem Getöse.

In den folgenden Minuten sollten allerdings eher die Trebbiner Grund zum Jubeln haben: Saison-Toptorschütze Torsten Wagner (137 Tore) knüpfte gnadenlos an die zweite Hälfte der Vorwoche an, erzielte drei Treffer in Folge und brachte sein Team so zum ersten Mal in Führung. Auch dank dem wieder glänzend parierenden Maximilian Schulze im SC-Tor und der durchschnittlichen Leistung seines Gegenübers konnten die Clauertstädter ihre Führung auf 13:8 (20.Minute) ausbauen. Gästetrainer Sven Brade reagierte sichtlich verärgert auf die Abwehrschwächen seiner Mannschaft, nachdem diese Aushilfs-Rückraumspieler Marcel Kroop freie Bahn zum HSV-Tor gewährte. Beim Stand von 17:14 ertönte die Halbzeitsirene.

„Wir haben die schwache Wildauer Deckung nicht ausreichend zu unseren Gunsten genutzt“ deutete Dirk Griebsch an, dass seine Mannschaft aus dieser Schwächephase der Gäste mehr hätte machen können. Zwar sah es zu Beginn der zweiten Hälfte nach vier Toren Wagners in Folge und starken Aktionen von Kreisläufer und Siebenmeterschütze Silvio Kahle weiter gut aus für die Hausherren. Aber die 23:17-Führung in der 40.Spielminute sollte die letzte in dieser Höhe gewesen sein. Stück für Stück kämpfte sich die HSV-Sieben heran, während den Trebbinern selbst im Angriff nicht mehr viel gelang. „Da haben unsere Außen dann auch zu wenig getroffen“ sagte Dirk Griebsch nach der Partie, „die Wildauer haben sechzig Minuten volle Pulle gespielt, das letzte Quäntchen hat uns gefehlt.“

Denn zehn Minuten vor dem Ende hatten die Gäste beim 25:25 wieder ausgeglichen, wenig später lag die SC-Sieben sogar wieder mit zwei Toren zurück. Eine darauffolgende Manndeckung gegen Kroll brachte noch einmal Verunsicherung in das Spiel der Gäste, in der 56.Minute glichen die Trebbiner wieder aus. Nach dem 34:34 durch Benjamin Stollin blieben den Wildauern aber noch zwanzig Sekunden – und es passierte das, was passieren musste: HSV-Rückraumspieler Alexander Pasczinski erzielte mit einem Hüftwurf den Siegtreffer seines Teams, das nach dem Abpfiff nicht nur den Sieg zu feiern hatte.

Trotz der Niederlage bleiben die Trebbiner in der Endabrechnung auf Tabellenplatz 4. „Mit unseren Erwartungen an die Platzierung war es eine erfolgreiche Saison“ blickte Dirk Griebsch zurück, „aber wenn wir in einigen Spielen nicht schlecht gespielt hätten, wäre auch mehr drin gewesen.“ Griebsch freute sich über „die integrierten Zugänge aus der zweiten Mannschaft“ und verordnete seinen geschundenen Akteuren erst einmal einen Monat Zeit zum Auskurieren der Blessuren. Eine letzte Gratulation richtete der SC-Trainer noch an den Gegner: „Wildau hat am solidesten gespielt und ist verdienter Meister, alleine ihre heutige breite Torverteilung steht für Qualität.“ Eine qualitative Breite, die sich die Trebbiner in der Sommerpause erarbeiten wollen.

Es spielten: Schulze, Hofmann; Kahle (8/3), Wagner (10), Müller, Pfaender (5), Stollin (8/3), Kroop (1), Bien, Polke (2), Hartmann, Hager, Metze

Autor(en): Fabian Stollin