Den Frust von der Seele gespielt

„Das war ein Handballfest“ freute sich Spielertrainer Sven Keck inmitten der Jubelstürme von 170 Fans im Trebbiner Sportkomplex über den 38:27-Heimsieg der SC-Handballmänner gegen den HC Neuruppin, „wir haben endlich wieder Spitzenhandball gezeigt.“ Am Samstagabend hatten die Clauertstädter aus einer guten Abwehr heraus und mit Tempohandball den fünften Heimsieg eingefahren und sich so auf den vierten Tabellenplatz der Verbandsliga-Nordstaffel verbessert. Die SC-Kreisligateams unterlagen derweil ihren Tabellennachbarn und verpassten die Chance auf einen Punktgewinn.

Mit der Rückkehr des seit Jahresbeginn verletzten Torhüters Jan Hilbert und von Torsten Wagner sah der Kader der Heimsieben wieder freundlicher aus als bei der 20:28-Auswärtspleite bei Grün-Weiß Werder II vor Wochenfrist. Gegen den ehemaligen Oberligisten aus Neuruppin zeigten die Clauertstädter von Beginn an, dass sie auf Wiedergutmachung für die 20:28-Niederlage im Hinspiel vom November brennen. Zunächst konnte sich zu Beginn der torreichen Partie noch keine Mannschaft absetzen, ehe die SC-Sieben aufbauend auf einem starken 6:0-Deckungsverbund einige Tempogegenstöße zur 8:4-Führung verwandelte. Nach acht gespielten Minuten hatten die Hausherren schon mehr Tore erzielt als in der Vorwoche gegen Werder in der gesamten zweiten Hälfte.

Bis zum Pausenpfiff erhöhten die Trebbiner ihren Vorsprung Stück für Stück – auch, weil die sehr passive Neuruppiner Abwehr den SC-Angreifern viel Platz bot und somit ihre eigenen Torhüter oft auf verlorenem Posten standen. Die Gäste kamen zusehends in Zeitstrafenprobleme, da sich die SC-Kreisläufer Kahle und der zuvor schon in zwei Kreisligaspielen als Schiedsrichter aushelfende Keck unermüdlich durch die HC-Deckung wühlten. Als Neuzugang Leon Rühlmann das neunzehnte Tor für die Trebbiner erzielt hatte, standen schon zum Halbzeitstand von 19:12 fast genauso viele Treffer auf der Habenseite wie im Hinspiel nach sechzig Minuten. „Noch fehlt es bei mir an einigen Ecken“ zeigte sich der in Potsdam lernende und aus Wernigerode stammende Rechtsaußen selbstkritisch, „aber bisher läuft alles super mit der Mannschaft.“ Eigentlich sollte Rühlmann schon ab September für die Trebbiner auflaufen, eine langwierige Verletzung zwang ihn jedoch zur Pause.

Offenbar wenig Gesprächsbedarf hatten auch die SC-Verantwortlichen in der Halbzeit, da die Heimsieben schnell aufs Parkett zurückkehrte. Den besseren Start in Hälfte zwei erwischten zwar die Gäste, doch nach dem 15:20-Anschluss kam die Trebbiner Abwehr wieder ins Spiel. Ganz besonders in Fahrt war fortan Torhüter Jan Hilbert, der erst in dieser Woche wieder ins Training einstieg und gleich eine famose Partie mit vielen gehaltenen Großchancen hinlegte. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut klappt“ so Hilbert nach dem Spiel, „es war eine wunderbare Rückkehr.“

Immer wieder versuchten die Gäste, gegen die Trebbiner Mauer anzukommen, doch lediglich Ex-Jugend-Bundesligaspieler Fabio Pastor (9 Tore) vermochte Torhüter Hilbert einige Male zu überwinden. Auch eine seit Ende der ersten Halbzeit gespielte Manndeckung gegen den SC-Torjäger Torsten Wagner (7 Tore) half den Gästen nicht mehr, zu oft kamen die Trebbiner in Kontern oder über die zweite Welle frei zum Abschluss. Über die erste Zehn-Tore-Führung nach einer Dreiviertelstunde (28:18) brachten die Hausherren den Vorsprung angeführt vom Toptorschützen Silvio Kahle (8/3 Tore) zum 38:27-Endstand ins Ziel. „Schade, das vierzigste Tor hätte ich mir noch gewünscht“ stachelte Torhüter Hilbert seine Vorderleute an, „mit einer Leistung wie heute ist auch nächste Woche gegen Potsdam vieles möglich.“

Dann treffen die Clauertstädter nämlich im nächsten Heimspiel (Samstag, 18:30 Uhr) auf die zweite Mannschaft des VfL, die derzeit den dritten Rang innehat. Mit einem Heimsieg würden die Trebbiner den direkten Konkurrenten überholen, was Motivation genug sein sollte. Keinen guten Tag erwischten hingegen die SC-Damen, die nach ihrem Hinspielerfolg unerwartet deutlich mit 14:37 gegen den MTV Wünsdorf unterlagen. „Wir haben uns fünfzehn bis zwanzig Kontertore eingefangen“ klagte Trainer Torsten Wagner, „das war ein Rückschritt, aber das kommt auch mal vor.“ Im letzten Saisonspiel zuhause gegen Ahrensdorf II (Samstag, 16 Uhr) haben die Trebbinerinnen – wie auch die mit 24:28 gegen Schöneiche II unterlegenen Kreisligamänner gegen Dahlewitz II (13:30 Uhr) – die Möglichkeit zur Wiedergutmachung.

Es spielten: Hilbert; Frank (2), Kahle (8/3), Wagner (7), Müller (4), Pfaender (4), Stollin (4), Kroop (2), Keck (2/2), Löwe, Schulze, Rühlmann (1), Emmermacher (4), Hartmann

Autor(en): Fabian Stollin