Sonntagabend, Trebbiner Sportkomplex, gegen halb sechs. Die Verbandsligahandballer aus der Clauertstadt und mehr als die Hälfte der Fans in der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle feiern den Sieg im ersten, umkämpften Derby zwischen Trebbin und Luckenwalde – während die Mannschaft aus der Kreisstadt enttäuscht und entkräftet den Jubel der Gastgeber mitansehen muss.
Dabei hatte die Partie für die Luckenwalder gar nicht schlecht begonnen. Schnell lagen sie mit 3:6 in Führung, auch weil die ersten vier Versuche von HVL-Toptorjäger Oliver Johl (11 Tore) gegen eine zu passive Trebbiner Abwehr ihren Weg ins Tor fanden. Die SC-Angreifer hatten Schwierigkeiten mit der offensiven Deckungsvariante der Kreisstadtsieben, und erst als Benjamin Stollin (mit 9 Toren zweitbester Trebbiner Torschütze) eben genannten Johl in Manndeckung nahm und selbst zweimal erfolgreich war, schien die gastgebende Sieben beim 7:8 nach einer Viertelstunde den Anschluss wieder gefunden zu haben.
Beiden Mannschaften war die Aufregung ob der großen Kulisse anzumerken. Viele technische Fehler prägten das Spiel, das somit fast ausschließlich von der Spannung und den Emotionen lebte und wenig handballerische Feinkost darbot. Die Luckenwalder bekamen die Hektik in der Folge besser in den Griff, erarbeiteten sich eine 4-Tore-Führung und zwangen das Trainerehepaar Griebsch damit zur ersten Auszeit.
Aufgrund der individuellen Stärken, die gegen die offene Abwehr der Kreisstädter gut genutzt werden konnten, und der Shooterqualitäten Torsten Wagners kämpften sich die Clauertstädter bis zum Pausenpfiff noch auf ein 15:15-Unentschieden heran. Aufregung gab es kurz zuvor, als Ex-Trebbiner Rico Urban (5 Tore) bereits nach der zweiten Zeitstrafe die rote Karte gezeigt bekam – die während des Spiels auf beiden Seiten nicht immer glücklich agierenden Unparteiischen nahmen die Entscheidung danach zurück, Urban durfte weiterspielen.
Nach der Pause zeigte sich die gastgebende Abwehr wie ausgewechselt. Bei weitem aggressiver gingen die Trebbiner Abwehrspieler zu Werke, und da auch Schlussmann Michael Schlecht das Torhüterduell gegen sein Luckenwalder Pendant Steve Kühne gewann, zogen die Trebbiner im Laufe der zweiten Halbzeit davon. Besonders Torsten Wagner, ebenso wie Oliver Johl mit 11 Treffern, nutzte die Lücken auf der linken Abwehrseite der Gäste gnadenlos aus und brachte sein Team zum ersten Mal mit 5 Toren in Führung (27:22/53.Minute). Zwar kam die Luckenwalder Sieben unter Leitung von Jörg Thätner angetrieben von ihren starken Rückraumschützen Johl und Urban noch einmal auf 2 Tore heran, letztendlich jedoch gewann Trebbin mit 31:28 – aufgrund der kampfstarken Trebbiner Leistung und der teilweise schwachen Abwehr auf Seiten der Kreisstadtsieben sicherlich ein verdienter Erfolg.
Schlussendlich sahen die vielen Zuschauer – unter ihnen natürlich viele mitgereiste Fans aus der Kreisstadt – ein faires, spannendes Derby. Welch großes Potential in diesem Spiel zwischen beiden Mannschaften steckt, zeigt zum einen, dass mehrere Fans keine Karte mehr bekamen und zum anderen sogar der Vereinsraum, in dem das Spiel live auf eine Leinwand übertragen wurde, mehr als gut gefüllt war. Mitte April folgt Teil zwei in der Luckenwalder Fläminghalle, vielleicht geht es dann nicht nur um den Derbysieg, sondern auch um den Tabellenplatz. Die Trebbiner nämlich kommen mit diesem Sieg bis auf zwei Punkte an die HVL heran, die weiterhin Tabellenfünfter bleibt. In der nächsten Woche treten beide Teams auswärts an: Luckenwalde trifft auf den LHC Cottbus II, die Clauertstädter spielen gegen Lübbenau.
Stimmen zum Spiel:
Rico Urban (HVL-Spieler): „Von den Schiedsrichtern hätte ich mir mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. Die vielen Zeitstrafen waren für mich unverständlich. Es war ein Spiel mit einer gesunden Härte, dass die Trebbiner verdient gewonnen haben. Ich war die ganze vorige Woche aufgeregt. Es war für mich etwas ganz Besonderes, gegen meine ehemalige Mannschaft aufzulaufen.“
Grit Griebsch (SC-Trainerin): „Es war ein sehr unterhaltsames Spiel für die Zuschauer.“
Rüdiger Reppmann (HVL- Manager): „Mit einer Portion mehr Cleverness war ein Unentschieden durchaus drin. In der Abwehr hatten wir Probleme. Die Trebbiner Benjamin Stollin und Torsten Wagner besaßen zu viel Spielraum. Sie konnten sich bei ihren Würfen die Ecken aussuchen. lm Spiel eins gegen eins waren die Gastgeber saustark. Ich freue mich schon auf das Rückspiel, denn da werden die Karten neu gemischt.“
Arne Pfaender (SC-Spieler): „Ein faires normales Spiel. Unser Torwart hat uns Rückhalt gegeben. Als zwischenzeitlich der Schlendrian Einzug gehalten hat, haben wir gut durch gewechselt und diese Phase ohne Folgen überstanden.“
Michael Schlecht (SC-Torhüter): „Von meiner Abwehr hatte ich eine riesengroße Unterstützung. Es war ein schönes, aber auch ein sehr aufregendes Spiel. Es hat richtig Spaß gemacht.“
Jörg Thätner (HVL-Trainer): „Wir haben noch nie gegen Trebbin gespielt. Dem Gegner kam die lange Verbandsligaerfahrung zugute. Es war ein hartes, aber nicht unfaires Derby. Die Manndeckung von Oliver Johl störte unseren Spielfluss. Nur mit Einzelaktionen waren wir lange nicht so erfolgreich. Wir haben eine junge Truppe, mit der wir in Zukunft was erreichen wollen. Ein Kompliment unseren treuen Fans, die uns zu sonntäglicher Kaffeezeit bei diesem Auswärtsspiel unterstützt haben. Ich hatte sogar den Eindruck, dass mehr Luckenwalder als Trebbiner Zuschauer in der Halle waren.“
Dirk Griebsch (SC-Trainer): „Es war der angekündigte heiße Tanz. Ich habe die Luckenwalder Mannschaft in diesem Spiel stärker gesehen als zuletzt bei ihrem Heimsieg gegen Dahlewitz. Mit der Pressdeckung für den gefährlichsten Torewerfer der Gäste, Oliver Johl, haben wir abgewartet, wie sich der Spielverlauf entwickelt. In der ersten Halbzeit erzielte er acht seiner insgesamt elf Treffer. Über den Kampf sind wir ins Spiel gekommen. Nach der Pause gab die aggressivere Abwehrarbeit und die geringere Fehlerquote den Ausschlag für den verdienten Sieg unserer Mannschaft. Wir hatten auch individuelle Vor- teile. Im Rückspiel in Luckenwalde kann alles anders aussehen.“
Steve Kühne (HVL-Torwart):„Ein Spiel wie jedes andere. Ich habe mich auch wie sonst darauf vorbereitet. Zehn Minuten nach der Pause ist eine Vorentscheidung gefallen. Im Angriff und in der Abwehr hatten wir schwerwiegende Aussetzer. Durch die Niederlage geht die Welt nicht unter. Mit Cottbus wartet schon der nächste Gegner.“
Autor(en): Fabian Stollin & Fritz Kolin