Der alte Mann mit dem Kopfhörer hatte schon lange vor Ende des Handballspiels begonnen, Zwischenstände vom grünen Rasen des Olympiastadions in den Trebbiner Sportkomplex zu überbringen, ehe ihn ein anderer Fan – auch nur halbherzig – darauf aufmerksam machte, dass das Spiel „hier“ doch „wichtiger“ sei. Zu schnell allerdings hatten die SC-Verbandsligahandballer gegen überforderte Gäste aus Massen die Weichen auf Sieg gestellt, nach zwischenzeitlichem 22-Tore-Abstand hieß es am Ende 39:23 (24:9).
Im vergangenen November noch fuhren die Handballer aus der Clauertstadt aufgrund einer unerwarteten Niederlage geknickt gen Heimat, nun sollte derselbe Gegner ein Debakel erleben. Eine schnelle 3:0-Führung kompensierte der Tabellenvorletzte aus der Niederlausitz noch zum 4:3, nach der fünften Spielminute lief bei den hilflos wirkenden Gästen allerdings nicht mehr viel zusammen. Acht Trebbiner Tore in Folge nahmen bereits in der Anfangsphase die Spannung aus dem Spiel, die sich wohl viele der 150 Zuschauer von der Partie erhofft hatten.
„Der Ball lief unheimlich schnell, die Abwehr hat gut gearbeitet, Silvio hat sich sehr gut bewegt am Kreis und Arne und Benni brachten wieder Ideen ins Spiel“ nannte Trainerin Grit Griebsch die Hauptfaktoren, die den Erfolg in dieser Höhe möglich machten. In der Vorschau auf die Partie mahnte sie noch an, dass die Spielfreude der Spielmacher Arne Pfaender und Benjamin Stollin gelitten habe. Die Antwort lieferten die beiden Spieler auf dem Parkett: Immer wieder spielten sie Silvio Kahle (7) am Kreis oder die Außenspieler frei. „Dass die Außen wieder getroffen haben, freut mich – das macht unser Spiel variabler“ fand Grit Griebsch ein Sonderlob für Martin Nowakowski und Ersatz-Rechtsaußen Thomas Polke (je 5). Insbesondere aber hob sie die Leistung Thomas Biens hervor, der auch aus dem Rückraum zu Hochform auflief, ein Tor ums andere erzielte und mit 9 Treffern zum Toptorschützen avancierte.
Genau neun Massener Tore waren es auch, die die SC-Deckung bis zur Halbzeitpause zuließ. Die starke Deckungsreihe nahm den ratlosen Gästespielern den Ball ab und leitete viele Tempogegenstöße ein, die die flinken SC-Außenspieler verwandelten. Während der langzeitverletzte Nils Hager nach seiner Einwechslung in der 21.Minute prompt sein erstes Tor erzielte, wechselte der Trainer der Gäste bereits seinen dritten Torhüter ein. Symptomatisch auch eine Szene kurz vor dem Halbzeitpfiff, als der Massener Kreisläufer frei vorm Tor einen Wurf so hart aufsetzte, dass der Ball über die Torlatte flog. Einen rabenschwarzen Tag schienen die Gäste erwischt zu haben: viele Pfostentreffer und einige Zeitstrafen taten ihr Übriges zum 24:9-Halbzeitstand.
Als in der zweiten Halbzeit auch noch SC-Torhüter Maximilian Schulze einige Hochkaräter entschärfte, war die Moral der Gäste gebrochen. Beim 34:12 nach einer Dreiviertelstunde lag die Heimsieben mit 22 Toren Unterschied vorn. „Wir haben heute unser wahres Leistungsvermögen gezeigt, auch wenn Massen im Hinspiel stärker auftrat“ freute sich Trainer Dirk Griebsch ebenso wie seine Frau, die anfügte, dass „die letzten zehn Minuten von heute den ersten 50 Minuten des Hinspiels entsprachen.“ Vor dem Ende nämlich gestaltete eine kleine Trebbiner Schwächephase das Spielergebnis für die Gäste noch ein wenig erträglicher. Bis zum Ende verkürzten sie auf 39:23, auch wenn das nur noch Ergebniskosmetik war. „Es schien, als wollte niemand das 40.Tor machen zu wollen“ befand Grit Griebsch, weswegen sie ihrem Team kurz vor dem Ende in einer Auszeit Druck machte. Geholfen hat die Ansage nicht mehr, trotzdem feierten die Trebbiner Handballer beim 39:23 ihren höchsten Saisonsieg.
„Heute haben wir uns mal nicht dem Niveau des Gegners angepasst“ unterschied Dirk Griebsch in Bezug auf das knappe Spiel gegen Belzig, „wir orientieren uns ja schon noch nach oben.“ Damit der Blick dorthin nicht vernebelt wird, gilt es in der nächsten Woche bei Cottbus II zu punkten. Griebsch weiß um die Heimstärke der LHC-Reserve: „Die alten Spezialisten sind zu Hause zu besonderen Sachen fähig, und die Liga ist ja eh superspannend dieses Jahr.“ Vorher allerdings freuen sich die Trebbiner über den – aufgrund Teltows Niederlage in Luckenwalde- zurückeroberten dritten Tabellenplatz und feierten den Kantersieg ausgiebig. Der alte Mann mit dem Kopfhörer hatte da die Halle allerdings schon längst verlassen.
Es spielten: Schulze, Schlecht; Dröfke (2), Wagner (3), Polke (5), Hager (1), Pfaender (2), Müller (1), Nowakowski (5), Bien (9), Stollin (4), Kahle (7)
Autor(en): Fabian Stollin