Zweite Halbzeit wie im Rausch

Wer am Samstagabend im Trebbiner Sportkomplex das Spiel der SC-Verbandsligahandballer gegen den Elsterwerdaer SV 94 verfolgte, wird erst einmal gestaunt haben: Die Gäste vom Tabellenschlusslicht waren ohne eigene Trikots angereist und mussten in alten SC-Leibchen antreten. „Der ESV-Trainer meinte schon, dass am Ende dann wohl Trebbin gewinnen wird“ scherzte Trainer Dirk Griebsch nach dem Spiel – dass der letztendlich hohe 39:23-Sieg der Hausherren aber dermaßen lange auf des Messers Schneide stehen würde, damit hatte wohl auch der Trebbiner Coach nicht gerechnet.

Vor nur etwa 120 Zuschauern lag der gastgebende Tabellendritte nämlich in der Anfangsviertelstunde nie in Führung. Dabei war es vor allem dem stark agierenden SC-Schlussmann Maximilian Schulze zu verdanken, dass sich die Gäste von der sächsischen Grenze nicht sogar noch abzusetzen wussten. „Das Feuer hat in der ersten Halbzeit nicht gebrannt, in der Deckung waren wir nur Einzelkämpfer“ konstatierte Dirk Griebsch nach der Partie, „wir mussten auch erstmal gucken, wie die Elsterwerdaer spielen.“ Symptomatisch für die fehlende Konzentration in Halbzeit eins sprang Linksaußen David Müller beim Tempogegenstoß dem gegnerischen Keeper fast auf den Fuß, eine Reihe weiterer vergebener Großchancen gesellten sich dazu. Bis zur Pause entwickelte sich ein knapperes Spiel als erwartet, beim Stand von 16:14 wurden die Seiten gewechselt.

Bis zur 40.Minute setzte sich dieser Verlauf fort, die fast ausschließlich im Eins-gegen-Eins agierenden Gäste vom ESV hielten den Anschluss. Was dann jedoch folgte, war eine Demonstration der eigentlichen Trebbiner Heimstärke: vierzehn Minuten lang gelang den Elsterwerdaern kein Treffer, ein 12:0-Lauf der SC-Sieben stellte den Spielverlauf auf den Kopf. „Dann waren wir wieder eine Mannschaft in der Abwehr und haben das Feuer wieder entfacht“ analysierte Trainer Griebsch, „da haben wir die Mannschaft so gesehen, wie wir sie kennen.“ Fast alle Trebbiner Tore entstanden nun aus Ballgewinnen in den eigenen Reihen, die Fans bekamen ein wahres Tempogegenstoß-Spektakel zu sehen.

Erst sechs Minuten vor Spielende – nach dem 34:19 – sendeten die Gäste wieder ein kleines Lebenszeichen. Das Spiel war aber längst gelaufen, die Hausherren um den starken Keeper Maximilian Schulze spielten sich in einen Rausch und gewannen am Ende auch in der Höhe verdient mit 39:23. Torsten Wagner (11/1 Tore) war wieder einmal bester SC-Torjäger, aber auch David Müller mit vier Kontertoren in Halbzeit zwei und die anderen arrivierten Spieler wussten zu überzeugen. „Das Ziel, mehr über außen zu spielen, haben wir leider erst spät umgesetzt“ fand Dirk Griebsch doch noch einen Punkt mit Verbesserungspotenzial, „aber insgesamt bin ich zufrieden.“

Am nächsten Sonnabend erwartet die weiter drittplatzierten Clauertstädter eine deutlich schwierigere Aufgabe: Um 16 Uhr treten sie in der Senftenberger Niederlausitzhalle an. „Mittlerweile haben wir uns auf den Tartanboden und die undichte Halle besser eingestellt“ hofft Dirk Griebsch auf einen ähnlichen Coup wie beim bisher einzigen Sieg dort im Jahr 2011. Das Selbstvertrauen jedenfalls sollte mit dem deutlichen Heimsieg im Gepäck wieder hergestellt sein.

Es spielten: Schulze, Schlecht; Kahle (7/2), Wagner (11/1), Müller (4), Pfaender (6), Stollin (7), Kroop (2), Hartmann (1), Polke (1), Bien

Autor(en): Fabian Stollin