Den Fehdehandschuh zurückgeworfen

Die etwas verloren wirkenden 50 Zuschauer in der Cottbusser Lausitz-Arena amüsierten sich bereits, als die Trebbiner Verbandsligasieben selbst bei einer stattlichen Führung noch von Trainerin Grit Griebsch angetrieben wurde. „Das war eine starke Kampfesleistung“ erkannte das SC-Trainerehepaar neben dem eigenen Willen auch den ihrer Mannschaft, die das letzte Auswärtsspiel der Saison am Samstagnachmittag nach einer glänzenden Leistung mit 39:28 beim LHC Cottbus II für sich entschied.

Das letzte Quäntchen Motivation könnte neben dem immer noch theoretisch möglichen Dritten Tabellenplatz eine besondere Kampfansage gegeben haben: Nach dem denkbar knappen 38:35-Hinspielsieg der Clauertstädter kündigten die Lausitzer an, die SC-Sieben im Rückspiel „aus der Halle zu schießen“. Mit „gesunder Härte“ wollten die Trebbiner ihrerseits den wieder mit vielen A-Jugendlichen verstärkten Cottbussern entgegentreten. Zu Beginn der Partie egalisierten sich die Pläne beider Mannschaften, nach einer Viertelstunde stand es 8:8. 

Dass die SC-Sieben motivierter als zuletzt auftrat, wurde spätestens danach deutlich: Die Abwehr agierte beweglich, mit einem 4:0-Lauf erarbeiteten sich die Gäste ein kleines Polster. Von etwaigen Finessen der Sportschüler unbeeindruckt zeigten sich die Trebbiner, zum Beispiel schenkte SC-Torhüter Maximilian Schulze den Cottbusser Angreifern nach mehreren Kopftreffern nur ein müdes Lächeln. „Den nächsten fress’ ich“ rief Schulze seinen besorgten Mitspielern zu, der Trebbiner Keeper zeigte auch fortan eine starke Leistung. 

Es lag auch an Spielmacher Arne Pfaender, dass die Clauertstädter ihren Vorsprung bis zur Pause sogar noch auf 19:13 erhöhen konnten: „Er hat das Team sehr gut geführt“ lobte Grit Griebsch ihren Mittelmann, der das Angriffsspiel der Cottbusser gut las und ein ums andere Mal erfolgreich den Ball klaute. Auch mit der Manndeckung gegen den – zur nächsten Saison vom TBV Lemgo für den Bundesliga-Anschlusskader verpflichteten – Rückraumshooter Georg Pöhle kamen die Hausherren nicht zurecht. Als dann vor der Halbzeit die mäßigen Unparteiischen des MTV Wünsdorf – die kurioserweise in Cottbus wohnhaft sind – den Gastgebern nach eigentlich abgelaufener Spielzeit noch einige Sekunden und damit das 13. Tor schenkten, erhöhte das den Siegeswillen der Trebbiner nur noch mehr.

Denn nach einem 3:0-Lauf der Gastgeber zu Beginn der zweiten Hälfte knüpften die Clauertstädter dort an, wo sie aufgehört hatten: Mit druckvoller zweiter Welle entgegnete die SC-Sieben ihren teilweise fünfzehn Jahre jüngeren Kontrahenten, nach einer Dreiviertelstunde war beim Stand von 20:29 eine Vorentscheidung gefallen. „Aber die sehr ordentlich agierende Abwehr war entscheidend“ analysierte Trainer Dirk Griebsch, „vor allem wurde das Zählen der Mitspieler in der Deckung gut umgesetzt.“ Im Angriff glänzten insbesondere Toptorschütze Torsten Wagner (10 Tore) und Benjamin Stollin (7), die sich dank ihrer individuellen Stärke durchzusetzen wussten. „Der Kreis wurde gut gedeckt, dadurch bot sich Platz für die Außenspieler“ sagte Grit Griebsch, „auch die haben gut getroffen.“ Danilo Hartmann holte sich nach Toren von Rechts- wie Linksaußen noch ein Sonderlob vom Trainerehepaar ab.

Als sich dann Aushilfskraft Oliver Metze und der lange verletzte Nils Hager noch in die Torschützenliste eintrugen, war die Partie fast gelaufen. Zehn Minuten vor Schluss führten die Gäste mit 32:22, am Ende hieß es 39:28. Nur der vierzigste Treffer wollte nicht fallen: Abwehrspezialist David Müller vergab – vielleicht auch im Hinblick auf die bei vierzig Treffern fällige Mannschaftsprämie – den letzten Tempogegenstoß und blieb so als einziger Trebbiner Feldspieler ohne Treffer. „Das war für Viele wichtig für den Kopf“ bewertete Trainer Dirk Griebsch das Erfolgserlebnis, „manche haben gezweifelt ob sie überhaupt noch Handball spielen können. Es war auch ein Vorteil, dass dank unserer Sponsoren Pfaender und Kraft-Wulf kein Spieler selbst fahren musste.“ 

Nach diesem souveränen Auftritt haben die Clauertstädter Tabellenplatz Vier sicher, bei einer Niederlage des HC Spreewald II nächste Woche in Senftenberg ist sogar noch Platz 3 möglich. Aber nur, wenn gleichzeitig eine Überraschung gegen den bereits als Meister feststehenden HSV Wildau gelingen sollte, Anpfiff zum Saisonabschluss ist am Samstag um 16 Uhr im Trebbiner Sportkomplex. Der Wille zum Sieg wird jedenfalls ähnlich hoch sein wie zuletzt in der Lausitz-Arena.

Es spielten: Schulze, Hofmann; Kahle (5/4), Wagner (10), Müller, Pfaender (5), Stollin (7), Kroop (2), Wettengel (3), Metze (1), Bien (1), Hager (2), Hartmann (3)

Autor(en): Fabian Stollin