Frust, Bangen, Freude – SC-Handballer halten die Klasse

Die Trauer über den in letzter Sekunde verpassten Ausgleichstreffer im Derby bei der HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst währte nicht lange: Wenige Sekunden später fanden die Ergebnisse der Konkurrenz ihren Weg auf das Smartphone von SC-Trainer Sven Keck, der noch auf dem Spielfeld die frohe Botschaft verkündete. Da sowohl der HC Bad Liebenwerda als auch der Grünheider SV II ihre letzten Saisonspiele verloren, bleiben die Trebbiner Handballer Tabellenzehnter und dürfen sich über den Klassenerhalt in der Brandenburgliga freuen. Die 26:27-Niederlage der aufopfernd kämpfenden SC-Sieben geriet im kollektiven Jubel der Mannschaft zur Nebensache.

Die ersatzgeschwächten Clauertstädter, die unter anderem ohne Robert Düsel, Maik Wettengel und Dustin Emmermacher angetreten waren, mussten in den Anfangsminuten mit Benjamin Stollin einen weiteren angeschlagenen Spieler hinnehmen. Trotzdem hielten die Trebbiner in einer nervösen Anfangsphase gegen den Tabellensechsten in der sehr gut gefüllten Ahrensdorfer Sporthalle mit, nach zehn Minuten lagen die Gäste mit 6:5 in Führung. 

Dank ihres guten Tempospiels in der zweiten Welle setzten sich die HSG-Männer nach einer Viertelstunde erstmals auf drei Tore ab (10:7). Zu oft fehlte den Trebbiner Verteidigern zudem gegen den Positionsangriff der Gastgeber die letzte Konsequenz, bei angezeigtem passiven Spiel kamen die Ahrensdorfer mehrmals über den SC-Block zu Torerfolgen. Trotzdem konnten sich die Hausherren nicht weiter absetzen, da die Clauertstädter im Angriff durch gute Eins-gegen-Eins-Aktionen oder Kreisanspiele einige Siebenmeter-Strafwürfe herausspielten – welche von Toptorschütze Silvio Kahle (7/4 Tore) fast alle verwandelt wurden. Nach zwei Gegenstoßtoren gingen die Ahrensdorfer dann doch noch mit einer 15:12-Führung in die Halbzeitpause.

Zu Beginn der zweiten Hälfte verzweifelten die Gäste an der stärker werdenden Abwehr der HSG – einige technische Fehler der SC-Angreifer trugen ihren Teil zu einer 19:13-Führung der Hausherren bei (36. Minute). Was dann folgte, war eine große kämpferische Leistung der dezimierten Trebbiner, die sich nicht aufgaben und nach einigen HSG-Fehlwürfen und -Pfostentreffern beim 21:20 nach einer Dreiviertelstunde den Anschluss wieder geschafft hatten.

Der psychologisch so wichtige Ausgleichstreffer sollte jedoch trotz mehrerer Chancen nicht fallen, stattdessen nutzten die Ahrensdorfer in einer nervöser werdenden Partie ihre Möglichkeiten. Angeführt von ihrem Top-Torjäger Dave Skuddis (8 Tore), der nach seiner Wiedereinwechslung mit vier Treffern und starken Einzelaktionen maßgeblichen Anteil am Aufschwung der Hausherren hatte, erspielte sich die HSG-Sieben eine 27:23-Führung fünf Minuten vor Spielende.

Manch einer in der Ahrensdorfer Sporthalle, der in diesem Spielstand eine Vorentscheidung gesehen haben mag, wurde vom Kampfgeist der SC-Männer überrascht. Auf einmal wackelten die Nerven der HSG-Sieben, die kein Tor mehr erzielen sollte. Silvio Kahle verwandelte zwei Strafwürfe zum 26:27-Anschluss, ehe Spielmacher Arne Pfaender vierzig Sekunden vor dem Ende den Ball für die Trebbiner gewann. Zehn Sekunden vor Abpfiff hatte Kreisläufer Kahle mit einem freien Wurf die Chance auf den sicheren Klassenerhalt auf der Hand, scheiterte jedoch am früheren SC-Torwart Jan Hilbert im Ahrensdorfer Gehäuse. 

„Ich habe mich noch nie so geärgert wie nach dem letzten Wurf“ gab Kahle nach Spielende zu, „aber wir haben ganz stark gekämpft in unserer personellen Situation.“ Dass sich die Trebbiner nicht lange ärgern mussten, lag dann an den Ergebnissen der Kontrahenten, welche die Derby-Niederlage schnell vergessen machten. „Etwas schade ist es, dass uns einige der Heimfans so niedergemacht haben“ so Kahle, „da haben wir beispielsweise beim Meister in Brandenburg deutlich fairere Sachen erlebt.“ Die Handballmänner aus der Clauertstadt erreichten auch dank Rückraumspieler Matthias Frank (6 Tore) und den taktischen Kniffen von Trainer Sven Keck, die beide in Ahrensdorf ihr letztes Spiel für den SC bestritten, noch den im Januar nicht mehr für möglich gehaltenen zehnten Platz in ihrer Premierensaison in Brandenburgs höchster Spielklasse.

Es spielten: Schmidt; Frank (6), Kahle (7/4), Wagner (1), Schönebeck (1), Pfaender (4), Stollin (1), Mahns, Rühlmann (4/2), Henschke (2)

Autor(en): Fabian Stollin