Sand im Getriebe

Wenn ein Spieler auf die Frage nach Gründen für zehn torlose Minuten die Antwort gibt, dass das doch „mindestens zwanzig Minuten“ gewesen seien, kann man daraus schon etwas Ratlosigkeit und Enttäuschung ableiten. Die zeigte sich aber nicht nur bei Silvio Kahle, Kreisläufer der Trebbiner Verbandsligahandballer, nach dem Auswärtsspiel in Massen: die ganze Mannschaft schien konsterniert ob der miserablen Trefferquote und der damit einhergehenden 27:30-Niederlage beim Tabellensechsten.

Mit der klaren Vorgabe eines Sieges waren die Clauertstädter am Samstag in die Nähe von Finsterwalde gereist – wusste man doch, dass beim Spitzenspiel zwischen Wünsdorf und Calau einer der Konkurrenten an der Spitze Punkte lassen würde. Dementsprechend engagiert trat die SC-Sieben zu Beginn auch auf. Zwar zeigten sich im Angriff die seit dieser Saison auftretenden Probleme in der Chancenverwertung, diese wurden allerdings von einer guten Abwehrarbeit kompensiert. Folgerichtig traf Thomas Bien mit einem sehenswerten Tor aus schlechtem Winkel zur 10:6-Führung nach zwanzig Minuten. 

Das Manko der vergebenen Torchancen schlich sich jedoch bald stärker in das Angriffsspiel der Gäste. Allein Torsten Wagner vergab ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen, weswegen Germania Massen bis kurz vor der Halbzeit beim 11:11 wieder aufgeschlossen hatte. Auch eine vierminütige Überzahlsituation bis zum Pausenpfiff brachte keinen entscheidenden Vorteil, dennoch ging es beim Stand von 14:15 mit einer knappen Trebbiner Führung in die Kabine. „Wir haben richtig gut herausgespielte Bälle verworfen und nicht geschaut wie sich der Torhüter bewegt“ gab das Trainerehepaar Griebsch ihren Spielern für die zweite Hälfte den Fingerzeig, beim Torwurf die nötige Konzentration an den Tag zu legen.

Nach Wiederanpfiff sorgte zunächst die auf 5:1-Deckung umgestellte Abwehrvariante aus Gästesicht für ein kleines Polster (14:17). Was danach aber im Angriff folgte, zeigte die Problematik der gesamten Spielzeit: Zehn Minuten ohne eigenes Tor, Pfostentreffer, Fehlwürfe – ein 6:0-Lauf der Massener. „Ging überhaupt bei irgendeinem Spieler im Angriff etwas?“ zeigte sich Trainer Dirk Griebsch nach dem Spiel unzufrieden, „wenn wir nur fünf von unseren 15 Chancen nutzen, dann gewinnen wir“. Seine Frau hatte sich bei der Aufarbeitung der Partie vor lauter Frust schon längst aus der Halle begeben. 

Denn die Chancenverwertung sollte sich nicht mehr bessern. Eine Vielzahl an vergebenen Möglichkeiten, unter anderem drei verworfene Siebenmeter, verhinderten ein Aufholen des Rückstandes. „Wir haben die Torleute berühmt geschossen“ resümierte Dirk Griebsch, „aber die Massener haben sich spielerisch und konditionell im Vergleich zum letzten Mal auch sehr verbessert.“ Das allerdings soll keine Ausrede für den rabenschwarzen Tag der Clauertstädter im Angriff sein. Nach zwischenzeitlichem Fünf-Tore-Rückstand kam ein letztes Aufbäumen kurz vor dem Ende zu spät, jubelnde Massener feierten den unerwarteten 30:27-Erfolg ihres Teams.

„Wenn du vorne nicht triffst, kannst du hinten nicht gewinnen“ zeigte Dirk Griebsch die Problematik dieser Saison auf. Im Angriff läuft es nicht mehr rund, während die Abwehr stabile Leistungen zeigt. „Dabei üben wir auch immer noch Torewerfen“ ging ein ratloser Blick des Coachs doch auch wieder vage nach vorne – wenn es in den nächsten Spielen heißt, diesen Auftritt vergessen zu machen. In der Liga entwickelt sich ein einsames Rennen der Wünsdorfer Wölfe an der Spitze, die ihr Spitzenspiel gegen Calau knapp gewannen und nun vier Punkte Vorsprung aufweisen. Die Trebbiner bleiben zunächst auf Platz drei.

Es spielten: Schulze, Schlecht; Richter (1), Kahle (2/1), Wagner (6), Müller (2), Pfaender (3), Stollin (2), Schenk (1), Wettengel (4), Nowakowski (4), Bien (2)

Autor(en): Fabian Stollin